„We can’t keep quiet“ Ein Jahr nach dem Women’s March on Washington

Am 21. Januar 2017, ein Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump, gab es weltweit Protestkundgebungen von rund 2.5 Millionen Frauen und einigen Männern für Frauen und Menschenrechte und gegen jede Form von Diskriminierung. Just ein Jahr nach den Women’s Marches kommt Donald Trump ans WEF nach Davos. Es ist bedrohlich, wie der Präsident der Vereinigten Staaten seit einem Jahr permanent menschen-, nationen- und umweltverachtend in die Welt hinaus twittert und auch entsprechende Entscheidungen fällt. Von Margrit Blaser, Präsidentin SP Frauen.

Der Women’s March on Washington war ein Protest für Frauen- und Menschenrechte und gegen die strukturelle Benachteiligung der Frauen. Am 21. Januar 2017, nach der Amtseinführung von Donald Trump, gingen in Washington 700’000 Frauen auf die Strasse. Auf der ganzen Welt fanden zeitgleich Women‘s Marches statt, und am 17. März 2017 dann auch einer in Zürich mit mehr als 10‘000 TeilnehmerInnen. Die pinkfarbenen Pussyhats, eine Anspielung auf die Trump-Äusserung „Grab them by the pussy“ und der Song „We can’t keep quiet“ waren starke Symbole der Women‘s Marches. Sie standen für das politische Statement: Ich bin für Demokratie und Gleichberechtigung, und ich bin FeministIn. Trump trug durch sein unerträgliches Verhalten ungewollt zur Erstarkung der Frauenbewegung bei.

Diese weltweite soziale Bewegung zeigte, dass die Frauen eine globale Kraft sein können. Bei den Protestkundgebungen stand nicht Donald Trump im Zentrum, sondern die Diskriminierung der Frauen aufgrund des Geschlechts, der Rasse, Religion, Herkunft oder der sozialen Stellung. Der neue Feminismus definiert auch den Begriff der “Geschlechter” in seiner Vielfalt. Er fordert die Gleichberechtigung der verschiedenen Geschlechteridentitäten.

Mit den Protestbewegungen wurden die jungen „neuen Feministinnen“ – mehrheitlich aus dem angelsächsischen Raum – wie beispielsweise Laurie Penny, Andi Zeisler, Tansy E. Hoskins oder Jessica Valenti einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Frauen sind erfrischend rebellisch, und ihr feministischer Ansatz führt unweigerlich zur System- und Kapitalismuskritik. Diese Haltung nennt Laurie Penny „neuer Feminismus mit alten Ideen“. Die jungen Feministinnen benützen die Sozialen Medien, um sich weltweit Gehör zu verschaffen. Wer sich gegen Diskriminierung engagiert, muss die Macht- und Rollenverteilung hinterfragen und alle Formen der Diskriminierung beachten. Deshalb sind feministische Themen nicht “nur” Frauenthemen. Nichts desto trotz ist die feministische Bewegung heute – leider – immer noch Frauensache. Der Feminismus ist keine einheitliche Theorie, sondern er ist in verschiedenen Bewegungen mit verschiedenen Schwerpunkten präsent. Die neue feministische Bewegung agiert vernetzter, dezentraler, und die Frauen oder Gruppen setzen sich vielfach punktuell oder wellenartig für bestimmte Anliegen ein.

Wo stehen wir heute?

Nach wie vor gilt, was Rosa Luxemburg bereits 1906 in einer Rede zitierte: “Wie Lassalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer das laut zu sagen, was ist.“ Frauen müssen auch heute hartnäckig genug sein und bleiben und unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Wie dies etwa bei den Hashtag-Kampagnen gegen Sexismus (#SchweizerAufschrei, 2016, oder #MeToo, 2017) geschieht. Sie spiegeln tabuisierte Realitäten, die Frauen aussprechen und von der Öffentlichkeit aufgenommen werden. Die Aufschrei-Debatten sind wichtige Schritte, um tief sitzende Strukturen sichtbar zu machen und einen Wandel einzufordern.

Es bleibt noch viel zu tun. Die Schweiz steht beim OECD-Ländervergleich bezüglich der Bildung, Arbeitswelt und den politischen Rahmenbedingungen für die Frauen von 29 Ländern an 26. Stelle. Bei uns fehlen weitgehend die politischen Strategien für bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für Lohngleichheit, die Sichtbarmachung von unbezahlter Arbeit oder für die Integration der MigrantInnen.

 

 

 

 

 

 

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