Der Protest gegen die Lohndiskriminierung richtet sich sowohl gegen die Diskriminierung der Frauen in der Arbeitswelt als auch gegen die volkswirtschaftliche Ausbeutung der Frauen.
Die Gewerkschaften rufen am 22. September 2018 zur Demonstration für Lohngleichheit für die Frauen auf. Warum ist gerade diese Demonstration so wichtig? Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern steht für einen Aspekt der Ausbeutung der Frauen, ohne die unsere Volkswirtschaft in der heutigen Form nicht florieren könnte.
Diskriminierung der Frauen in der Arbeitswelt
Die Lohnungleichheit steht für die diskriminierende Stellung der Frauen in der Arbeitswelt. Dazu zählen insbesondere drei „Arbeitswelten“:
- Die hochgradige Untervertretung der Frauen in Führungsgremien und anderen verantwortlichen Funktionen. Die Untervertretung besteht bei weitem nicht nur in grossen Unternehmungen.
- Die krasse Übervertretung der Frauen in den Tieflohnbranchen mit Arbeitsplätzen für gelernte und ungelernte Mitarbeiterinnen und mit teilweise schlechten Arbeits- und Anstellungsbedingungen. Zu finden sind diese Arbeitsplätze beispielsweise in der Reinigung, im Verkauf, im Gastgewerbe, in der Coiffeur-Branche, bei den Haushaltshilfen oder bei der Kinderbetreuung. Der Anteil der Frauen, die von derartigen Lohn- und Arbeitsbedingungen betroffen ist, ist gross. Ihre Herkunft sowie die berufliche Stellung verhindern oft, dass die Frauen sich wehren oder sich gewerkschaftlich organisieren.
- Gross ist der Frauenanteil auch im wertschöpfungsschwachen Care-Sektor wie im Sozial- und Gesundheits- oder im Bildungs- und Erziehungswesen. Hier liegt das Lohnniveau oft tiefer als bei Tätigkeiten mit vergleichbaren Anforderungen. Als Begründung für die Lohndiskriminierung wird vielfach die Personalintensität der Aufgabe herbeigezogen.
Volkswirtschaftliche Diskriminierung der Frauen
Mascha Madörin, feministische Ökonomin, zeigt mit ihrem Konzept die volkswirtschaftliche Wertschöpfung der bezahlten und unbezahlten Arbeit auf. Die geleisteten Arbeitsstunden in der unentgeltlichen Haus- und Betreuungsarbeit, Pflege oder freiwilligen Arbeit, ohne die unsere Volkswirtschaft nicht funktionieren könnte, übersteigen das Volumen der bezahlten Arbeit. Zumeist wird die unbezahlte Arbeit von Frauen erbracht. Sie reduzieren dafür ihr Erwerbsarbeitspensum oder sie unterbrechen ihre Berufslaufbahn. Die Folge davon sind tiefere Einkommen und weniger Karrieremöglichkeiten. Das ist der Hauptgrund für die Frauenarmut. Hinzu kommt die schlechtere soziale Absicherung im Pensionsalter. Unsere Sozialversicherungen sind auf eine vollzeitliche Erwerbsbiografie ohne Unterbrüche ausgerichtet. Darum erhalten Frauen dreimal weniger Rente als Männer.
Und einmal mehr steht die Forderung nach einer Erhöhung des Rentenalters der Frauen im Raum. Vor dem Hintergrund der Mehrfachdiskriminierung der Frauen und ihrem grossen Anteil an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung muss diese Forderung abgelehnt werden. Vorher müssen sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Frauen in vielen Bereichen verbessern.
Am 22. September 2018 auf nach Bern – es geht um mehr als Lohngleichheit.
Setzen wir ein starkes Zeichen!
Margrit Blaser
Präsidentin SP Frauen