EIN SIEBTEL IST NICHT GENUG

Die Rede von Andrea Scheck, Präsidentin der SP Frauen St.Gallen, zur Nomination von Laura Bucher für den zweiten Wahlgang der Regierungsratswahl vom 19. April.

Vor knapp einem Jahr liefen die Vorbereitungen für den St. Galler Frauenstreik auf Hochtouren. Hunderte von Frauen opferten ihre Freizeit auf, um den Streik zu organisieren, um jeden Monat an Treffen zu kommen und andere Frauen zu mobilisieren.

Am Schluss gingen in St. Gallen allein 6000 Menschen für Gleichstellung auf die Strasse. Die grösste Demonstration, die unser Kanton wahrscheinlich je gesehen hat. Schweizweit war es eine halbe Million.

Die Forderungen des letzten Frauenstreiks waren nichts Neues: Lohngleichheit. Kindertagesstätten. Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Politik. Anerkennung unserer Arbeit. Schutz vor Gewalt. Und: Vertretung von Frauen in allen Machtsphären. Genau darum geht es, das bedingt alles andere: Frauen sind immer noch eine peinlich kleine Minderheit an allen Orten, wo es Macht gibt und wo Entscheidungen getroffen werden.

Frauen wird immer noch geraten, mit der Politik zu warten, bis ihre Kinder gross sind. “Mutter sein” wird immer noch als Argument gegen Frauen verwendet. Frauen werden immer noch gefragt, ob sie das Protokoll schreiben, wenn sie an einer Sitzung teilnehmen; ob sie ihren Mann begleiten, wenn sie in ihrer politischen Funktion auftreten; sie werden immer noch unterbrochen, weniger ernst genommen, sexistisch dargestellt und so weiter und so fort.

Ich will das nicht hinnehmen. Und ich habe keine Geduld, in 30 Jahren nochmal für dieselben Forderungen auf die Strasse, wie es Frauen 1991 und 2019 getan haben – genauso wenig wie die anderen 6000 Menschen, die in St. Gallen auf die Strasse gingen – genauso wenig wie die halbe Million, die in der ganzen Schweiz für Gleichstellung eintrat!

Wir wollen nicht einen Siebtel vom Kuchen – wir wollen die Hälfte der Bäckerei. Und die Hälfte der Regierung. Es braucht also Frauen – doch nicht einfach irgendwelche Frauen. Es braucht Frauen, die feministisch sind und wissen, um welche Probleme es geht. Es braucht Frauen, die stark genug sind, sich dafür einzusetzen, auch wenn sie damit alleinstehen. Und es braucht Frauen, die erfahren genug sind, um echte Lösungen durchzubringen. Frauen wie Laura Bucher.

Als Aktivistin und als Mitorganisatorin des Frauenstreiks und als SP Frauen Präsidentin kann ich Laura meine volle Unterstützung aussprechen. Eine einzige, bürgerliche Frau in der Regierung hilft uns nicht – wenn wir Gleichstellung wollen, brauchen wir Laura. Und geben alles dafür, dass sie gewählt wird.

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