Kampf der bürgerlichen Machtarroganz

Jedes Argument ist den grauen bürgerlichen Männern recht, wenn es darum geht, eine Frauenkandidatur zu verhindern. Zu wenig erfahren, heisst es da schnell, zu klein der Betrieb, den sie bisher führt, zu gross der Aufstieg. Die Bürgerlichen verhindern eine fraglos bestens geeignete und deshalb von der Regierung gewählte Frauen-Kandidatur für die St.Galler Spitalverbunde. Und treffen damit die Spitäler selber. 

Die Stunde der Verlierer

Mit dem Gezerre um die Bestellung des Verwaltungsrates der Spitalverbunde werden dem öffentlichen Gesundheitswesen jetzt einfach weitere Steine in den Weg gelegt. Verzögerung und Unsicherheit ist das letzte, was sich unsere öffentlichen Spitäler leisten können. Sie stehen im harten Wettbewerb mit den privaten Häusern. Sie müssen gestärkt werden – nicht geschwächt!

Die Wahl der Regierung fiel auf die Wilerin Marianne Mettler; die Kandidatur stand aus unsachlichen, politischen Überlegungen einzelner bürgerlicher Politiker plötzlich im scharfen Gegenwind. Das folgt freilich einer inneren Logik: Es ist die Stunde der Verlierer der Abstimmung über die Erneuerung der Spitäler vom Herbst 2014. Es ist die Stunde der Unterstützer der Privatspitäler, die vor dem Bundesverwaltungsgericht eine unerwartet deutliche Niederlage einstecken mussten. Dieses hatte vor Monatsfrist die Spitalliste der St.Galler Regierung bestätigt und zugleich eine Befangenheit der Vorsteherin des Gesundheitsdepartementes verneint.

Trauriger Beweis

Es liegt auf der Hand, dass die Scheinargumente der Bürgerlichen gegen die Kandidatur Mettlers weit daneben sind, inhaltlich falsch und respektlos. Sorgen bereitet mir das Machtgezerre auch deshalb, weil es sich um eins der ersten Geschäfte in der neuen Kantonsratslegislatur handelt. Es ist klar, dass wir eben erst Bekanntschaft mit der neuen arroganten Machtpolitik der Rechten in diesem Kanton machen. Es kommen noch weitere grosse Brocken auf uns zu.

Seit 20 Jahren ist die Gleichstellung der Geschlechter in der Bundesverfassung verankert. Hier ist der traurige Beweis, dass eine Frau immer noch mehr leisten muss, als Männer mit gleichem Leistungsausweis, wenn sie vorwärts kommen will. Hier ist der Beweis, dass noch immer viel zu oft sklerotische Männernetzwerke eine grosse Gefahr für Frauenkandidaturen sind. Hier ist der Beweis, dass unser Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter im öffentlichen Leben noch lange nicht zu Ende gekämpft ist.

Guido Berlinger-Bolt
Politischer Sekretär

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed