Nachdem die Solviva bekannt gegeben hatte, dass sie sich in Wattwil zurückzieht, hat die Regierung ihrerseits mitgeteilt, dass sie für die zukünftige Nutzung der Liegenschaft nun die Gemeinde in der Verantwortung sieht. Für die Gewährleistung der Notfallversorgung werde die Regierung das Gespräch mit den niedergelassenen Ärzten suchen. Die SP fordert mehr Engagement von der Regierung und die Wahrnehmung des gesetzlichen Auftrags. Ein breites ambulantes Angebot für Behandlungen und Therapien muss erhalten bleiben. Von Bettina Surber, SP-Fraktionspräsidentin.
Der Kantonsrat hat letzten Herbst im Kantonsratsbeschluss über die Spitalstandorte festgehalten, dass in Wattwil ein Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) zu betreiben ist. In der Botschaft zur Weiterentwicklung der Spitalversorgung ist vorgesehen, dass die GNZ eine ambulante Grund-, Spezial- und Notfallversorgung anbieten, die einerseits auf die regionenspezifischen Gegebenheiten und den Bedarf und andererseits auf die bestehenden Angebote der privaten ambulanten Leistungserbringer abgestimmt ist. Mit der baldigen Schliessung des öffentlichen Spitals Wattwil verliert die Toggenburger Bevölkerung neben dem stationären auch ein gut ausgebautes, wohnortnahes ambulantes Angebot. Entsprechend ist auch das neu einzurichtende GNZ aufzubauen: Zu gewährleisten ist zunächst eine 24-Stunden-Notfallversorgung sowie ein minimales stationäres Angebot für kurze Aufenthalte. Weiter braucht es Angebote etwa im Bereich der Onkologie, im Bereich der Kardiologie und auch der inneren Medizin. Insbesondere regelmässige ambulante Therapien und Untersuche sollen wohnortnah weiterhin in Wattwil möglich sein. Die SP sieht die Regierung und auch den Spitalverbund klar in der Verantwortung, ein breites ambulantes Angebot zu gewährleisten.
Rückzug des öffentlichen Spitals wäre nicht akzeptabel
Es darf zu keinem kompletten Rückzug der Spitalregion Fürstenland-Toggenburg aus dem Toggenburg kommen. Aktuell bietet die Spitalregion in einem separaten Gebäude eine Alkoholkurzzeittherapie (Psychosomatische Abteilung PSA) an. Die Psychiatrieverbunde betreiben in Wattwil zudem ein ambulantes Zentrum für Menschen mit psychosozialen Problemen und akuten psychischen Krisen. In der Botschaft der Regierung war angedacht, diese Leistungen ebenfalls in die Liegenschaft im Spital Wattwil zu verlegen. Der Erhalt der bewährten PSA am Standort Wattwil sowie eine Zusammenarbeit mit den Psychiatrieverbunden muss auch nach dem Rückzug der Solviva weiterverfolgt werden.
Wie wird die Spitalversorgung in den kommenden Monaten und Jahren gewährleiste?
Gemäss den Auskünften von CEO René Fiechter gegenüber dem St.Galler Tagblatt am 20. Juli 2021 war die Personalfluktuation in Wattwil bereits im ersten Quartal deutlich überdurchschnittlich. Diese Situation werde sich in den kommenden Monaten noch verschärfen. Es sei davon auszugehen, dass der Betrieb nicht bis Ende 2023 aufrechterhalten werden könne. Es stellt sich damit die Frage, wie die Spitalversorgung gewährleistet werden kann, nachdem das Spital Wil aktuell nicht über genügend Kapazitäten verfügt.
Gute Lösungen für das Personal
Von einer Schliessung betroffen sind viele Angestellte am Spitalstandort Wattwil. Für die SP ist entscheidend, dass mit einem zukünftigen breiten Angebot in Wattwil Stellen erhalten bleiben, dass innerhalb des Spitalverbundes Stellen angeboten werden und dass mit einem Massnahmenplan Härten aufgefangen werden.
Die Kantonsräte Christoph Thurnherr und Martin Sailer gelangen mit einer Einfachen Anfrage an die Regierung um Antworten auf offene Fragen zu erhalten.